Friedensmission leicht gemacht?

Friedensmission leicht gemacht? – Wohl eher nicht. Welche komplexen Abläufe und welche Arbeit hinter den UN-Friedensmissionen stecken wird bei dem „UN-Peacekeeping Operation“ Kurs der Führungsakademie der Bundeswehr deutlich.

„Wir müssen eine Übersicht erstellen über alle Krisenregionen in Koyoto und die Projekte, die bereits am Laufen sind!“ Etwas gehetzt ist unsere Leiterin gerade zurück von dem Meeting mit dem SRSG („Special Representative of the Secretary-General“) und den anderen Abteilungsleiter*innen gekommen. Es bleibt nicht viel Zeit bis zum nächsten Meeting, in dem sie die Ergebnisse unsere Gruppe präsentieren muss.

Wir sind alle Teil der Simulation einer UN Friedensmission in Koyoto, dem fiktiven Land, das von einem Bürgerkrieg gebeutelt ist. Ich selber gehöre zum UNDP-Team, das sich um die dauerhafte Entwicklung in Koyoto kümmert.

Nun geht es ans Eingemachte. Die Aufgabe ist klar und schnell aufgeteilt. Um herauszufinden, welche neuen Projekte geschaffen werden müssen, müssen wir zunächst feststellen, welche Aufgaben bereits erledigt werden, sei es von der UN oder von anderen zivilen oder militärischen Organisationen. Immer wieder laufen wir in die Nebenräume, in denen zum Beispiel das Logistikteam oder die Abteilung für humanitäre Hilfe arbeiten. Wir stecken gemeinsam Zuständigkeitsbereiche ab und koordinieren unsere Arbeit, um möglichst effektiv und schnell für alle Bedürfnisse in Koyoto zu sorgen. Es ist ein geschäftiges Treiben. Immer wieder kommen Vertreter*innen anderer Abteilungen in unser Büro und unterbrechen unsere Arbeit, um uns neue Probleme darzulegen und Lösungen auszuarbeiten. Es gibt wahnsinnig viele Details, die beachtet werden müssen und für die die Zusammenarbeit aller Komponenten der Friedensmission unabdingbar ist. In den großen Meetings der Abteilungsleiter*innen und des/der SRSG werden dann die Fortschritte und Prozesse abgeglichen. Der/die SRSG – gleichzeitig auch unser/e Missionsleiter*in – sind erfahrene Persönlichkeiten, die schon reale Friedensmissionen leiteten. Sie machen uns immer wieder auf Probleme aufmerksam, die noch beachtet werden müssen, und lassen die Simulation dadurch so nah wie möglich an die Realität heranreichen.

In der Woche zuvor wurden wir auf genau diese Arbeit vorbereitet. Durch eine große Bandbreite von Vorträgen erhielten wir Einblicke in den Alltag einer Friedensmission. Von fast jeder Komponente gab es eine Präsentation. Von Vorträgen einer Menschenrechtbeobachterin, über eine Vertreterin humanitärer Organisationen bis hin zu militärischen und polizeilichen Planungsprozessen, wurde alles geboten. Ehemalige SRSGs, die zum Beispiel Teil der Missionen in Mali, im Sudan oder in der Demokratischen Republik Kongo waren, erzählten von ihren persönlichen Erlebnissen und ihrer Arbeit und machten die Vorträge mit privaten Bildern zu einem einzigartigen Erlebnis.

Am Nachmittag besuchte jede/r Teilnehmer*in ein spezifisches Seminar, dass auf die bevorstehende Simulation vorbereiten sollte. In dem Seminar „Gender Aspects in International Peacekeeping Mission“ lernte ich Gendermainstreaming in einer Friedensmission umzusetzen.

Abends bot sich die Möglichkeit mit den anderen Teilnehmer*innen und den Vortragenden ins Gespräch zu kommen. Der „UN-Peacekeeping Operation“ Kurs der Führungsakademie der Bundeswehr besteht zur Hälfe aus zivilen Teilnehmer*innen, die sich aus Beamten, Vertreter*innen von NGOs und Wirtschaft und Studierenden zusammensetzt. Die andere Hälfte stellen militärische Teilnehmer*innen, die den Kurs im Rahmen ihres General- und Admiralstabslehrgangs absolvieren. Besonders der Austausch zwischen zivilen und militärischen Beteiligten war sehr spannend und förderte das gegenseitige Verständnis.

Donnerstagnachmittag. Endlich ist der Plan für die Friedensmission in Koyoto fertig ausgearbeitet und kann präsentiert werden. Alle sind erleichtert. Die vergangene Woche war stressig, doch die Arbeit hat sich gelohnt. Ich selber möchte diese Erfahrung nicht missen. Der „UN-Peacekeeping Operation“ Kurs hat mir gezeigt, wie viel Arbeit hinter einer Friedensmission steckt und wie wichtig Kommunikation und Koordination sind, um die Mission zum Erfolg zu bringen. Aber auch besonders die interessanten Gespräche abseits der Simulation und des Kurses waren für mich eine Bereicherung und haben mir neue Perspektiven dargelegt.

Sabrina Ahmed – Kursteilnehmerin 2018

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